Reden hilft. Und zwar in den unterschiedlichsten Situationen – und auch beim Schreiben. Das Klischee des mysteriösen Schriftstellers, der allein in seinem düsteren Kämmerlein am Schreibtisch sitzt und stumm an seinen Texten tippt, ist eine romantisierte Vorstellung von dem, wie Schreibende arbeiten. Auch wir brauchen Sonne und frische Luft, brauchen erzählenswerte Erlebnisse und Inspirationen außerhalb des Arbeitszimmers und vor allem den Austausch mit anderen. (Ja, sogar ich brauche das, auch wenn ich reden hasse.)

Gespräche mit Schreibenden

Wenn Autoren (wenn auch nur Autoren im Geiste statt über dem Blatt Papier) miteinander reden, können daraus die wundersamsten Geschichten und Welten entstehen. Der Austausch mit Gleichgesinnten hat eine ganz eigene Intensität. Wie wenn Musiker unterschiedlicher Bands miteinander über ihre Auftritte reden, zwei Ärzte sich über ihre Fachthemen unterhalten oder einfach zwei Hundehalter sich beim Gassigehen begegnen. Das Thema verbindet. (Zumindest sollte es das. Manche sehen in anderen Schriftstellern immer noch Konkurrenz statt Kollegium. Aber mal ehrlich: Niemand kann dein Buch so schreiben wie du.)

Mit anderen Schreibenden zu reden, kann anfangs viele Zweifel hervorholen. Bin ich überhaupt Autor genug, um mitzureden? Und was, wenn jemand meine Idee klaut? Dabei können Gespräche mit Menschen, die deine Arbeit kennen und dich darin unterstützen können, motivierend und heilend sein. Ob als regelmäßiger Stammtisch, als gelegentliche Schreibgruppe, als Austausch in Social Media oder auf Buchmessen – es gibt viele Möglichkeiten, Gleichgesinnte zu finden, die sich für dasselbe begeistern: das Schreiben. Und weil ihr ganz anders auf Texte und Ideen schaut (Berufskrankheit), könnt ihr euch gegenseitig Tipps geben und unterstützen.  

Gespräche mit Nicht-Schreibenden

Aber auch wer nicht direkt etwas mit deiner Leidenschaft anfangen kann, oder weiß, welches Handwerkszeug du außer 26 Buchstaben und Stift und Papier brauchst, kann eine große Hilfe sein. Manchmal formulieren sich Gedanken erst, wenn du sie laut aussprichst oder an jemanden tippst. Ich brauche manchmal einen Empfänger, um herauszufinden, was sich in meinem Kopf gerade formt. Dabei muss dieser Empfänger weder meine Texte lesen, noch mir ein Feedback zu dem Gedankenwasserfall geben, der auf ihn niederprasselt. Statt einem einsamen Brainstorming hilft es mir besonders, dieses Brainstorming an jemanden zu richten, der sich die kreativen Ergüsse nicht einmal anzusehen braucht. Hauptsache ich bin theoretisch damit nicht allein.

Besonders viel Inspiration bringen Gespräche übrigens auch dann, wenn es gar nicht um deine Buchidee geht. Ein entspannter Abend mit der besten Freundin und einem Glas Wein kann beispielsweise Ideen hochsprudeln lassen, auf die du alleine niemals gekommen wärst. Oder der Streit mit dem Onkel, ob wirklich Echsenmenschen unsere Regierung infiltriert haben, kann ganz neue Ansätze für Geschichten bieten. In Gesprächen stecken Denkweisen und Erlebnisse, die du selbst nicht gedacht und erlebt hast und dir neue Inspiration für deine Bücher liefern können.

Gespräche mit Fachleuten

Und in einigen Punkten kann eine Nicht-Schreibende Person sogar besonders hilfreich sein. Wenn sie sich zum Beispiel mit Themen aus deiner Romanidee besser auskennt als du selbst. Bevor ich lange über Spritzen, Blutabnahme und Organe recherchiere, frage ich mal eben meine Mutter, die das Zeug gelernt hat. Und wenn ich nicht weiß, wie ich ein Gerät im Buch technisch umsetzen soll, muss eben mein Freund der Elektriker sich überlegen, wie wir das Teil zum Funktionieren bringen.

Gerade wer Romane mit viel Recherchebedarf schreibt wie etwa historische Romane oder Krimis, wird wissen, wie viel Experten wert sind. Wie arbeitet die Polizei eigentlich wirklich? Und wie reagiert die Schule, wenn plötzlich ein Schüler vom Gelände verschwindet und nicht mehr auftaucht? Oder was passiert eigentlich, wenn morgen der Strom ausfällt? Neben Internetrecherchen und Fachbüchern können Gespräche mit Fachleuten viel bewirken – und dann haben sie es auch verdient, ihren Namen in den Danksagungen zu finden.

Mit wem redest du?

Haustiere sind gute Zuhörer, Kinder sehen die Welt ganz anders und der Kollege hat immer wieder neue Geschichten seiner Kunden, die er in der Kaffeepause erzählen kann. Inspiration findet sich überall, wo ein Austausch stattfindet. Ob du konkret über deine Ideen redest oder dich von Erzählungen und Spinnereien berieseln lässt, es gibt viele Wege, Gespräche für deine Geschichten zu nutzen. Welche Unterhaltungen sind dir die größte Hilfe beim Schreiben?

Noch mehr Inspration? Findest du in der Blogreihe „Wie geht eigentlich … Inspiration„.