Sei Job ist es nicht, Buchstaben und Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen, sondern sein Job ist seine Stimme. Felix ist nämlich Hörbuchsprecher. Wann hat er damit angefangen, welche Tipps und Tricks hat er zum Einlesen und Bearbeiten und wie fühlt es sich eigentlich an, wenn das neue Hörbuch online geht? All diesen Fragen hat Felix sich in unserem Interview gestellt.

Über Dich und deine Anfänge

Wer bist du, was machst du und warum bist du heute hier?

Ich bin Felix Borrmann, 30 Jahre alt, und versuche mein Hobby als Hörbuchsprecher als Beruf zu machen. Zurzeit mache ich kostenlos Hörbücher auf meinem YouTube-Kanal Sir Baerias.

Wann kam der Gedanke bei dir auf, Hörbücher einzulesen?

Vor ungefähr zwei Jahren habe ich meinen Hörbuchkanal auf YouTube gegründet. Zu der Zeit habe ich selbst viele Hörbücher gehört und dachte mir: ‚Ey, das kannst du auch!‘ Dann habe ich es einfach ganz ohne Vorwissen ausprobiert – einfach mal drauf los.

Liest du selbst gerne und wenn ja, was?

Hauptsächlich Fantasy, weil ich gerne in fremde Welten abtauche. Deshalb mache ich auch Fantasy-Hörbücher. Der Spaß überträgt sich dann auf die Aufnahme. Ansonsten lese ich gern Krimis und momentan Kinderbücher für mein Kind.

Hast du Lieblingssprecher?

Ich höre mir gerne David Nathan an, den Synchronsprecher von Johnny Depp und Christian Bale. Von ihm höre ich auch gerne Dokus, er hat eine schöne Stimmfarbe. Wen ich noch gerne höre ist Oliver Rohrbeck, den Sprecher von Ben Stiller und Justus Jonas von ‚Die drei ???‘.

Als Vorbild nehme ich mir keinen, denn ich möchte so gut es geht meinen eigenen Stil entwickeln und ich zu sein.

Wie war dein erster Versuch? Hast du dich schnell daran gewöhnt, deine eigene Stimme zu hören?

An meine eigene Stimme habe ich mich davor schon recht gut gewöhnt, aber als ich mein erstes Hörbuch gemacht habe war ich sehr sehr aufgeregt, habe viel zu schnell geredet, holprig gelesen. Also im Nachhinein dachte ich mir schon: ‚Felix, wie konntest du damit selbst zufrieden sein?‘

Was ist der hilfreichste Tipp, den du aus einem Sprech-Coaching mitgenommen hast?

Ich bin komplett ohne Vorwissen in das Thema reingegangen und habe jetzt erst angefangen, speziell Kurse über Hörbuch oder Voice-Over zu machen. Dort habe ich so viele Tipps bekommen, es waren und sind für mich alles beste Tipps. Was am meisten hängengeblieben ist: Wie man eine Charakterdarstellung macht mit Mimik und Gestik hinter dem Mikrofon.

Über deine Arbeit als Hörbuchsprecher

Wie kommst du an deine Bücher ran, die du als Hörbuch einliest?

Ich schreibe kleine Autoren und Self-Publisher direkt an und teilweise auch Verlage. Ich durfte sogar ein Buch vom Piper-Verlag einlesen: den „Schattenkaiser“ von Christoph Hardebusch.

Wie bereitest du dich vor? Machst du dir Notizen zu Aussprache und Betonungen?

Ich lese erstmal den Klappentext und frage den Autor an. Dann lese ich ungefähr ein Viertel vom Buch und frage beim Autor, wie er Eigennamen ausgesprochen haben möchte und welche Persönlichkeiten die Charaktere haben. Den Rest lasse ich gerne auf mich zukommen.

(Wie) Übst du laut lesen?

Eine gute Übung, um die Artikulation zu verbessern: Korken in den Mund nehmen. Man liest langsamer und macht den Mund viel weiter auf.

Hörst du oder jemand anderes das fertige Buch nochmal ab?

Meistens schaue ich mir im Anschluss gleich das Kapitel an und bearbeite es: Verhaspeln wird rausgeschnitten, Pausen rausgeschnitten oder eingefügt.

Wie konstruierst du die verschiedenen Stimmen? Und wie merkst du dir, wie sie klingen, wenn mal Tage zwischen den Aufnahmen liegen?

Da kommt es darauf an: Wie ist der Charakter? Arrogant, böse, alt? Das versuche ich, in der Stimme widerzuspiegeln. Dafür nehme ich mir eine extra Datei mit Regieanweisungen auf. Wie saß ich da, wie habe ich geguckt?

Verhaspelst du dich oft?

Das kommt stark auf die Bücher und den Schreibstil des Autors an. Aber durch Üben verhasple ich mich weniger.

Wie viel Material hast du und wie viele Stunden werden daraus tatsächlich?

Ich habe sogar einmal mit Stoppuhr geguckt: Ein Kapitel habe ich in einer Stunde und zwanzig Minuten vertont und es kam in der Nachbearbeitung eine Stunde Material heraus. Hochgerechnet habe ich bei dem Hörbuch mit zwölf Stunden Hörzeit etwa 16 bis 17 Stunden aufgenommen.

Wie fühlst du dich, wenn du ein Projekt abgeschlossen hast und auf YouTube hochladen kannst?

Ich hab drei Stadien: Das Hörbuch ist komplett vertont – uff, ich habe ein neues Buch geschafft. Fühlt sich immer super an. Die YouTube-Bearbeitung mit Cover vom Buch – gleich ist es soweit, gleich kannst du hochladen. Dann lädt man es hoch und – hach, alles vollbracht und Daumen drücken, dass es gut ankommt. Es ist wirklich ein schönes Gefühl.

Wie findet man dich auch Social Media und YouTube?

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Das vollständige Interview

Wühlt euch gern mal in das komplette Gespräch rein und lasst mir unbedingt einen Kommentar da, wenn es noch unbeantwortete Fragen gibt oder wer als nächstes mit vor das Mikrofon für ein Interview muss.