„Namenlos“ – so heißt die Komplettsanierung meines ersten fertiggeschriebenen Romans. In der ersten Fassung von vor über zehn Jahren hatte er einen Namen, einen richtig schönen sogar. Aber das Buch hat sich verändert. Und deshalb bekommt es einen neuen Namen. Aber welchen?
Inzwischen liebe ich es, Kapitelüberschriften oder Buchtitel zu finden. Weil ich weiß, wie ich danach suchen kann. Aber wie unschwer an meinem Erstling zu erkennen war das nicht immer so. Tatsächlich hatte der Name „Schwertlilie – Ich werde um dich kämpfen“ nur wenig mit dem Inhalt des Buches zu tun. Sofern man von Inhalt sprechen kann, wirklichen Plot gab es nämlich keinen. Und ehrlich gesagt habe ich mir den Buchtitel auch gar nicht selbst ausgedacht. Wunderschön ist er trotzdem.
Warum braucht dein Buch einen Namen?
Spätestens wenn es beim Buchhändler liegt oder in den Online-Shops bestellbar ist, sollte dann doch ein Name auf dem Cover stehen, natürlich. Aber wie findest du einen Buchtitel, der zum Inhalt und zum Genre passt, emotional ist ein Bild im Kopf entstehen lässt, ohne zu viel zu verraten oder zu wenig Aussagekraft zu haben? Manchmal ist der Titel vielleicht schon da, bevor du auch nur ein Wort der Handlung geschrieben hast. Manchmal – wie bei „Namenlos“ – will er aber auch nach zahlreichen Notizen und 150 Seiten Text nicht einfallen. Aber braucht das Buch nach 150 Seiten überhaupt schon einen Namen?
Irgendwie ja und irgendwie nein. Immerhin habe ich trotzdem 150 Seiten zustande gebracht, obwohl ich noch nicht den perfekten Titel gefunden habe. Fairerweise muss ich zugeben, dass es aber vor dem Entwurf bereits einen Arbeitstitel gab. Gefunden als Name einer Hotelkette im Urlaub, eingedeutscht. Aber endgültig ist da nix. Nur wo ist denn nun der Unterschied, ob es „Namenlos“ heißt oder einen ernstzunehmenden aber nicht endgültigen Arbeitstitel trägt? Es ist einfacher darüber zu sprechen und ein eigenes Bild im Kopf entstehen zu lassen. Das Buch, seine Figuren und Wesen werden greifbarer, lebendiger.
Wo entsteht mehr Bild, Emotion, Neugierde? Bei „Namenlos“ oder bei Titeln wie „wie gesalzenes karamelleis“, „Gummibärchen und Erde“ oder „Der Schlüssel liegt in der Zeitungsrolle“?
Wie finden andere ihre Buchtitel?
Wie zu jedem Thema, wenn es um das Schreiben geht, gibt es auch auf der Suche nach Buchtiteln gute Tipps und Hilfestellungen. Ein Bestseller-Rezept lässt sich natürlich wie üblich nicht nachbrauen, aber einige Tricks bieten einen Anhaltspunkt, um sich in der Masse an Worten im eigenen Roman zurechtzufinden und daraus einen Buchtitel zu basteln.
Inhalt
Mit dem Buchtitel kannst du bereits einen kleinen Teaser für den Inhalt bieten. Ob bei „Wundersame Winterzeit“ der Rosenheimer Autoren oder „Seelenkater“ von Tamara Schenk zeigt sich schon am Namen, worum es im Buch geht.
Handlungsort
Wie bei der Prärie-Reihe von Anna-Lena Fogl oder „Donnergrollen im Land der grünen Wasser“ von Kerstin Groeper kann der Ort, an dem die Handlung spielt, zum Buchtitel umfunktioniert werden. Gerade bei spannungsgeladenen, unheimlichen oder ungewöhnlichen Orten kann sich diese Herangehensweise lohnen.
Figur
Auch Figuren können schon in deinem Titel auftreten wie in „Rebekkas Erbe“ von Bernhard Kürzl oder der Dawsons-Serie von Katie S. Farrell. Dabei hilft es besonders, wenn es ein einprägsamer und ungewöhnlicher Name ist. Weil ein Name allein nicht unbedingt etwas auslöst, schadet es nicht, hier noch etwas Inhalt, den Handlungsort oder das Genre mitreinzubasteln.
Genre
„Lebensplan Liebe“ von Torine Mattutat zeigt schon genau, dass sich eine prickelnde Liebesgeschichte erwarten lässt und auch „Mords-Trara“ von Monika Nebl lässt direkt auf einen Krimi schließen. Reizworte zu verwenden, die für das Genre üblich sind, können also helfen, um den Ton des Buches zu definieren.
Ganze Sätze
Damit meine ich nicht so etwas wie Daniel Defoes „The Life and Strange Surprizing Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner: Who lived Eight and Twenty Years, all alone in an un-inhabited Island on the Coast of America, near the Mouth of the Great River of Oroonoque; Having been cast on Shore by Shipwreck, wherein all the Men perished but himself. With An Account how he was at last as strangely deliver’d by Pirates. Written by Himself.“
Solche halben Romane passen dann doch seltener auf Buchcover. Aber konkret herausgepickte Sätze können Bilder erschaffen wie bei „wie gesalzenes karamelleis“, das ich unter dem Pseudonym Josie Groove veröffentlicht habe. Das, muss ich zugeben, ist meine liebste Art von Buchtitel.
Einzelne Wörter
Dem entgegen stehen Titel, die nur aus einem einzelnen Wort bestehen. „Wunschgedanken“ von David Woller drückt nur in einem Wort aus, worum es im Buch geht und auch „Teufelstritt“ von Ursula Hahnenberg bleibt kurz und knackig. Ein einzelnes Wort kann schon reichen, um etwas auszulösen.
Was taugt ein Buchtitel-Generator?
Es kursieren auch diverse Buchtitel-Generatoren und ich habe mir den Spaß nicht nehmen lassen, einen auszuprobieren. Gleich beim Öffnen der Website wurden mir fünf Titel vorgeschlagen:
- Ein Dorf ohne Trommeln
- Städte mit Betrügern
- Schriller Strom, dummes Fest
- Statische Grauen, kernige Gebote
- Die dynamischen Wunder und die Emotion
Wer greift nicht gerne nach dem religiös motivierten Thriller mit einem Architekten als Hauptfigur: „Statische Grauen, kernige Gebote“? Oder das Sachbuch „Die dynamischen Wunder und die Emotion“? (Ironie off) Aber ehrlich gesagt löst „Ein Dorf ohne Trommeln“ gleich eine von Fantasy angehauchte düstere Buchidee in mir aus. Der zweite Versuch war ähnlich erfolgreich:
- Weisenkutsche
- Baskische Flucht, exakte Nuss
- Geile Romane auf einer Insel
- Schmale Achse mit Laster
- Ecken des Vogels
Und was soll ich sagen? „Ecken des Vogels“ hat es mir irgendwie angetan. Und aus „Geile Romane auf einer Insel“ kann eine ganze Serie an Erotik-Büchern entstehen. Aber besonders hilfreich war es nicht, um für „Namenlos“ einen geeigneten Titel zu finden, aber vielleicht dient ein Buchtitel-Generator zur Inspiration. Ja, vielleicht starte ich mit „Ecken des Vogels“ (Arbeitstitel) ein Brainstorming für eine neue Buchidee?
Weitere Möglichkeiten einen Buchtitel zu finden
Es gibt zahlreiche Hilfestellungen, wie du einen Namen für dein Buch finden kannst. Noch mehr Ideen, wie andere Buchtitel aufgebaut sind, gibt es unter anderem auf dem Blog www.vomschreibenleben.de.
Wie finde ich meine Buchtitel?
Jetzt ist „Namenlos“ nicht das einzige Projekt, das keinen Titel hat. Und sicher nicht das wichtigste. Für eine Einsendung bei einem Literaturwettbewerb war es nämlich nötig, für meine Buchidee „Meine sieben größten Fehler“ einen geeigneten Namen zu finden. Eigentlich finde ich den ersten Arbeitstitel nämlich schrecklich öde. Klar, er ist unmissverständlich und sagt direkt aus, worum es geht. Aber wirklich griffig ist er nicht. Was also tun?
Vor etlichen Jahren hat Inge Löhnig eine Lesung bei mir im Ort gehalten. Als angehende Autorin – ich hatte noch absolut nichts in die Richtung geplant, wusste nur, dass ich irgendwann veröffentlichen will, aber dann kam mir doch noch ein Studium dazwischen – habe ich sie um Tipps gebeten. Zugegeben erinnere ich mich nicht mehr an die Lesung, die Anekdoten oder die Tipps. Nur eine Sache habe ich mir gemerkt: Der Titel steht im Buch. Also habe ich mir aus meinen bis dahin noch wenigen Notizen ein paar Aspekte und Begriffe rausgegriffen, um daraus einen Titel zu basteln.
Um ziemlich schnell habe ich mich in die Worte „pastellrosa“ und „Reklamation“ verliebt. Denn das Buch soll ein bisschen sarkastisch, ein bisschen witzig, ein bisschen chaotisch sein. Genauso wie die Hauptfigur Charly. Und daraus ist ein Arbeitstitel entstanden, den ich jetzt schon so sehr liebe, dass ich ihn am liebsten behalten möchte – obwohl ich bisher nur den groben Handlungsverlauf kenne. Und so mache ich das bei allen Geschichten. Meistens erst, wenn ich wirklich fertig bin oder mir zwischendrin ein Satz, ein Aspekt direkt ins Auge sticht. Bei „wie gesalzenes karamelleis“ hat es mir der Vergleich zu der Süßigkeit direkt angetan und er ist bis zum Ende geblieben. In der Kurzgeschichte „Der Schlüssel liegt in der Zeitungsrolle“ aus der Anthologie „Abschluss 1“ habe ich den Titel erst gefunden, als der Text schon fertig war und ich darin nach einem handlichen Namen gesucht habe. Genauso ging es mir bei „Gummibärchen und Erde“ aus der Anthologie der Rosenheimer Autoren „Wundersame Winterzeit“.
Und deshalb lasse ich mir Zeit. Egal, ob das Buch im Schreibprozess „Namenlos“ heißt oder schon einen tollen Titel gefunden hat. Solange es noch in der Schublade oder auf dem PC schlummert, darf es heißen, wie es will. Wenn der Name stimmt, merke ich das, wenn es soweit ist.
Wie findest du deine Buchtitel?
Machst du es genauso wie ich und lässt dir mit dem Namen bis zum Schluss Zeit oder brauchst du schon zu Beginn ein Bild, an dem du festhalten kannst? Wie gehst du vor, um die Titel für deine Bücher und Geschichten zu kreieren? Hast du noch weitere Ideen? Dann lass mir gerne einen Kommentar da und erzähle von den Titeln deiner Projekte und wie sie entstanden sind.
P. S. Titelschutz
Vergiss nicht, dich zu informieren, ob es deinen Buchtitel vielleicht schon gibt. Bevor du dich zu sehr darin verliebst, suche mal auf Amazon danach oder besser im Verzeichnis der lieferbaren Bücher und dem Titelschutzanzeiger. Sobald du dein Buch veröffentlicht hast, ist der Titel automatisch geschützt. Wenn du befürchtest, jemand könnte ihn dir wegschnappen, kannst du ihn auch vorab schon für einige Monate schützen lassen bei Buchmarkt oder dem Börsenblatt.
Egal, an welcher Stelle du nach deinem Buchtitel suchst: Es bleibt nicht der einzige Stolperstein. Um auf dem Laufenden zu bleiben, wie du über die weiteren Steine einfach drüberspringst, kannst du unten einfach den Newsletter abonnieren.
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