Bevor wir uns über Verdächtige, falsche Fährten und vor allem die Täter in Krimis Gedanken machen, soll es hier erstmal darum gehen: Was ist überhaupt ein Krimi, welche Merkmale machen ihn aus und welche Subgenres gibt es?
Krimis in allen Aggregatzuständen
Krimis gibt es natürlich nicht nur in der Literatur oder im Fernsehen. Neben Büchern und Filmen gibt es sie in allen erdenklichen Aggregatszuständen. Wer hat als Kind nicht TKKG gehört oder beim Familienspieleabend Cluedo ausgepackt? Inzwischen drehen sich sogar etliche Podcasts allein um Kriminalgeschichten, meistens geht es darin sogar um echte Fälle. In einem Stern-Artikel vor ein paar Jahren heißt es sogar: „Kein zweites Volk zeigt so viel Lust auf Verbrechen und Totschlag wie die Deutschen.“ Krimis erleben einen regelrechten Boom.
Worum geht es im Krimi?
Es passiert ein Mord und der wird aufgeklärt. Das ist zusammengefasst eigentlich schon alles, was einen Krimi ausmacht. Weiter ausgeholt: Ein Kriminalroman arbeitet nicht wie andere Bücher daraufhin, dass der Protagonist am Ende eine alles verändernde Entscheidung trifft. Hier wollen wir nur wissen: Es war Frau Weiß mit dem Kronleuchter im Salon! Bei Krimis geht es darum, eine Erklärung für ein Verbrechen herauszufinden, das am Anfang begangen wird.
Gemeinsam mit einem Ermittler – egal ob Profi oder Amateur – suchen wir nach Hinweisen und dem Täter und rätseln mit, wie und warum die Tat passiert ist. Wir sind Teil des Teams. Die Neugier lässt uns dabei an den Zeilen kleben. Und dabei geht es noch nicht einmal darum, den Mörder am Ende einzusperren oder zu bestrafen. Wir wollen einfach nur wissen: Wer war es und warum?
Deshalb sind Krimis auch eine „Einmal-Dosis“, wie Martin Thau in seinem Seminar „Erfolgreich Fernsehkrimis schreiben“ so treffend beschrieben hat. Wenn wir erstmal eine Erklärung haben, brauchen wir das Buch nicht noch einmal lesen, weil wir das Geheimnis ja jetzt kennen.
Seit wann gibt es Krimis?
Als „Prototyp“ des Krimis gilt die bereits 1841 erschienene Kurzgeschichte „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ von Edgar Allen Poe. Sie gilt als eine der ersten Detektivgeschichten überhaupt. Es gibt einen Mord, einen Ermittler und eine Erklärung und dient damit als Basis für das, was wir heute unter Krimis verstehen. Als erster Kriminalroman erschien 1860 „Die Frau in Weiß“ von Wilkie Collins. Er ist also der „Urkrimi“ der Literaturgeschichte. Mit den Entwicklungen der polizeilichen Strukturen und Ermittlungsmöglichkeiten hat sich auch die Kriminalerzählung weiterentwickelt. Was vor über 150 Jahren begann, ist heute eines der beliebtesten Genres geworden. Und daraus haben sich zahlreiche Unterarten entwickelt.
Welche Subgenres gibt es im Krimi?
Düster, humorvoll, spannungsgeladen oder zum Wohlfühlen – inzwischen gibt es sie in allen Formen und Farben. Ob als klassische Detektivgeschichte, mit Tieren in der Hauptrolle oder angesiedelt in bestimmten Milieus. Einen schönen bildlichen Überblick gibt es auch auf dem YouTube-Kanal von GeschichtenDetektiv AngelaGaede.
Detektivkrimis
Jeder kennt das berühmte Ermittlerduo aus der Baker Street 221b in London: Sherlock Holmes und John Watson. Arthur Conan Doyle hat damit einen Kult erschaffen. Und das, ohne die miträtselnden Leser zu enttäuschen. Denn: Die Identifikationsfigur darf niemals mehr wissen als der Leser. Und auch wenn Sherlocks Gedankengänge manchmal nicht greifbar sind, so ist immerhin Watson das erzählerische Ich und genauso erstaunt von dem Ermittler. Er vermittelt zwischen Detektiv und Leser und hält uns damit brav bei Laune.
Hard-boiled Krimis
Wem Detektivgeschichten zu „sauber“ sind, ist bei Hard-boiled-Krimis vermutlich besser aufgehoben. Verschrobene Charaktere, geschunden vom Leben, Einzelgänger mit eigenem moralischen Kompass, unterwegs in schmutzigen Winkeln der Städte. Die Aufklärung rückt in den Hintergrund, eher geht es darum, in dieser rauen Welt zu überleben.
Thriller
Wenn auch als Subgenre angefangen sind Thriller inzwischen eine eigenständige Gruppierung. Darin soll im Gegensatz zum Krimi ein Verbrechen nicht aufgeklärt, sondern verhindert werden. Angetrieben von einer prickelnden Spannung beobachten wir die Hauptfigur, die irgendwie überleben muss. Im Vordergrund stehen Spannung und Action und weniger die Aufklärung eines Falls.
Spionagegeschichten
Es ist nicht mehr nur ein Mordfall – sondern eine ganze Verschwörung. Und diese sollen Spione wie etwa James Bond von Ian Flemming aufdecken. Darin geht es um militärischen, politischen oder auch technisch-wirtschaftlichen Konflikte und meist ist ganz deutlich zu unterscheiden zwischen Gut und Böse.
Landkrimis
Die „Wohlfühlkrimis“, auch Cosy-Krimi (also Kuschel-Krimi) genannt, haben eher ein gemächlicheres Erzähltempo. Darin liegt der Fokus auf den Charakteren. Die Ermittlungsarbeit steht weniger im Vordergrund, eher die sozialen Strukturen des Ensembles. Geprägt ist dieses Genre von Agatha Christie.
Regionalkrimis
Die Straßen abgehen, beschriebene Plätze besuchen und den Ort des Mordes selbst genau inspizieren: Das geht bei Regionalkrimis. Auch hier ist die Nebenhandlung besonders wichtig, denn der Leser will die Region wiedererkennen oder kennenlernen, in der der Krimi angesiedelt ist. (Dazu habe ich mir übrigens schon eine Autorin angelacht, die euch erzählt, worauf es bei Regionalkrimis ankommt.)
Historische Krimis
Kriminalromane, die in längst vergangenen Zeiten angesiedelt sind, haben einen ganz besonderen Reiz: Die Ermittlungen laufen noch anders, die gängigen Techniken sind nicht mit heutzutage zu vergleichen, vielleicht gibt es noch nicht einmal eine Polizei. Eine ganz eigene Herausforderung für Autoren und eine ganz andere Atmosphäre für Leser.
Humorvolle Krimis
Mancher Krimi ist besonders auf Humor ausgelegt. Gewaltszenen werden mit zynischen Kommentaren aufgelockert. Mit einer Portion Galgenhumor oder rhetorisch gewitzten Ermittlern gelingt es einigen Autoren, selbst in schaurige Mordfälle einen gewissen Witz zu bringen.
Tierkrimis
Wenn die Haustiere gemeinsam Kriminalfälle lösen spricht man von Tierkrimis. Ob Katzen, Papageie, Schafe oder Schweine – jedes Haus-, Hof- und Wildtier kann in der Menschenwelt oder der eigenen Tierwelt auf Ermittlungen gehen.
Welchen Krimi will ich schreiben?
Und was aus dieser noch nicht mal ansatzweise vollständigen Liste ist jetzt der Krimi, den ich schreiben möchte? Äh. Weil der Plot schon so halb steht und keine Tiere darin vorkommen, kann ich den Tierkrimi schon mal ausschließen und historisch ist die Geschichte auch nicht. Der arbeitslose Titus will ein Verbrechen verhindern, also ist es ein Thriller? Aber gleichzeitig folgt er seinem eigenen moralischen Kompass und macht auch so manche nicht ganz erlaubten Sachen, also vielleicht doch Hard-boiled? Aber dann passiert ja doch ein Verbrechen – zwar ein anderes, als das, das er verhindern wollte, dennoch braucht es die Aufklärung, um eben dieses Ziel zu erreichen. Also doch eine normale Detektivgeschichte.
Fakt ist: Es gibt nicht DEN Krimi. Inzwischen mischen sich die Unterkategorien fröhlich durch und das ist auch gut so. Zwar schadet es nicht, den Roten Faden zu behalten und sich nicht in der Geschichte zu verlieren – besonders wenn es dann an die falschen Fährten geht, oje, die bereiten mir jetzt schon Sorgen – aber Schreiben soll in erster Linie Spaß machen und nicht eingezwängt in einem Muster stattfinden. Trotzdem schadet es nicht zu wissen, womit man es so zu tun hat, oder?
Welchen Krimi willst du schreiben?
Kennst du noch mehr Unterarten, die unbedingt auf die Liste gehören? Dann ab damit in die Kommentare. Und welches Subgenre liest und schreibst du am liebsten? Jetzt wo wir uns einen Überblick verschafft haben, gilt es aber nicht nur zu wissen, in welche Kategorie sich die Geschichte ansiedelt. Viel spannender ist es doch, auf welche falschen Fährten wir die Leser locken und warum der Täter zu dem geworden ist, der er heute ist. Du willst nicht verpassen, wenn es in den nächsten Blogartikeln darum geht? Dann schreib dich doch für den Newsletter ein und erfahre als erstes, wenn es an die Täter oder eben Nicht-Täter geht.
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